Bildung sollte aus unserer Sicht ein Leben lang frei zugänglich sein – nur so kann eine demokratische Gesellschaft diskursfähig bleiben. Unsere Philosophie im Makerspace spiegelt dies durch kostenfreie und niederschwellige Einstiegsangebote wider. Wir wollen so die digitale Spaltung der Gesellschaft verringern. Unsere Mission lässt sich wie folgt beschreiben:
Selbstwirksamkeit: Wir befähigen Menschen ihre Ideen und Potenziale umzusetzen und so über sich hinauszuwachsen. Durch das „selber machen“ lernen Menschen den Wert von Arbeit und Ressourcen zu schätzen.
Echter Austausch: Wir bringen Menschen zusammen, die sich sonst nie begegnen würden. So fördern wir gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Nachhaltigkeit: Wir fördern eine kritische Auseinandersetzung mit der technologischen Entwicklung hinsichtlich gesellschaftlicher und ökologischer Einflüsse.
Chancengleichheit: Mit dem Makerspace holen wir Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft ab und nehmen sie bei ihrer persönlichen Weiterentwicklung an die Hand.
Innovation: Durch diese Punkte ermöglichen wir gesellschaftliche relevante Innovation.
Nachhaltigkeit
Ein zentraler Teil unserer Philosophie ist Nachhaltigkeit – schon seit den Anfängen des Makerspace 2018 sind wir immer auf der Suche nach Möglichkeiten, wie wir zu einem positiven gesellschaftlichen Wandel zu mehr Nachhaltigkeit beitragen können. Daher stellen wir möglichst viele Verknüpfungen zu ökologischen und sozialen Themen her: Von frei herunterladbaren Prothesen, über Ersatzteile aus dem 3D-Drucker bis hin zur eigenen solarbetriebenen Handyladestation versuchen wir praxisnah am Thema Nachhaltigkeit zu arbeiten. Der Makerspace ist für uns auch ein integrativer Ort, denn hier ist es egal woher jemand kommt, wie alt man ist und was man sonst im Leben tut – beim Machen sind alle gleich und finden über das Tun zusammen. Hier schwingen auch die oben genannten Themen Chancengleicheit und Geschlechtergerechtigkeit mit.
Natürlich sind uns auch unsere direkten Umwelteinflüsse wichtig: Wir versuchen unseren Müll so gut es geht zu trennen – was bei Werkstätten nicht ganz einfach ist. So fahren wir z.B. unsere Holz-Reste mit dem Lastenrad zur Abgabestelle, trennen unsere Filament-Reste und Fehldrucke beim 3D-Druck sortenrein und können diese selbst vor Ort per Hand schreddern und mit unserer Spritz-Gussmaschine in neue Formen bringen.
Ersatzteile
Für uns vielleicht der wichtigste Teil der Nachhaltigkeit im Makerspace. Denn nicht alle neuen Produkte halten ihr Versprechen nachhaltig zu sein – alte Produkte jedoch länger zu verwenden ist unzweifelhaft das nachhaltigste, was man in den meisten Fällen tun kann. In Lebenszyklusanalysen ist die Gebrauchsdauer oft der entscheidende Hebel, den Konsument:innen haben. Im Makerspace habt ihr deswegen verschiedene Möglichkeiten Ersatzteile herzustellen:
Ihr könnt euch kostenlos fertige Ersatzteil-Modelle von einer 3D-Bibliothek wie z.B. thingiverse.com herunterladen. Dort gibt es eine riesige Auswahl an Ersatzteilen. Versucht es mal mit englischen Suchbegriffen zu eurem Objekt. Ersatzteil heißt auf Englisch „spare part“. Nachdem ihr etwas gefunden habt, könnt ihr in den Makerspace kommen und das Teil nach einer Einweisung am 3D-Drucker selbst ausdrucken und so alten Dingen neues Leben einhauchen.
Oder ihr nutzt unseren 3D-Scanner, um digitale Abbilder von euren Teilen zu erzeugen, die dann gedruckt oder gefräst werden können.
Recycling & Upcycling
Making bietet sich in Kombination mit gebrauchten Materialien wunderbar an, um Dinge umzuwidmen und wiederzuverwenden. Zum Beispiel kann man mit kleinen Verbindern aus dem 3D-Drucker und den alten Einlegeböden eines Regals ein freischwebendes Wandregal bauen – oder man nutzt eine Plastikflasche und erhitzt diese, so dass sie um andere Gegenstände herumschmilzt: So wie Elias das für den Möbelgriff aus Reststoffen gemacht hat (siehe Bild).
Umweltsensoren
Auch Umweltsensoren spielen bei uns eine große Rolle: So gibt es eine Feinstaub- und Luftqualitätsmessstation direkt im Makerspace. Aber auch eine mobile Feinstaubmessung haben wir aus einfachen Bauteilen für euch aufgebaut. Wenn ihr Lust habt auch eine solche Station zu bauen, schaut auf unserem Blog [Beitrag folgt bald] vorbei.
Auch für Pflanzen können Sensoren im Makerspace genutzt werden, um das Wachstum zu optimieren. Wer wie Nils z.B. notorisch schlecht im Umgang mit der Gießkanne ist, kann sich hier mit Technik ein wenig selbst helfen und die pflanzlichen Mitbewohner länger am Leben halten oder sogar einen kleinen Garten überwachen.
Nachhaltigkeitskurse
Sind wir mal ehrlich: Wir alle fühlen uns sehr klein im Angesicht von Klimawandel, unfairen weltweiten Lohnstrukturen und ständigen Hiobsbotschaften. Wir sind fest davon überzeugt, dass wir aus dem Tun heraus wieder unsere Selbstwirksamkeit entdecken können. Damit wir bei diesem Tun aber in die halbwegs richtige Richtung laufen, bieten wir neuerdings auch einen Nachhaltigkeitskurs an, der den Einstieg in das Thema und konkrete Handlungsmöglichkeiten bietet. Schaut für Termine auf unserer Programm-Seite vorbei.
Bildung & Kooperation
Wo wir können, versuchen wir Bildung zu fördern. Natürlich im Makerspace selbst mit unseren Kursen, aber auch in Kooperation mit anderen regionalen Partnern. Auf den Bildern seht ihr z.B. ein 3D-gedruckte Clitoris-Modell, das für den Sexualkunde-Unterricht genutzt wurde. Die Lehrerin kam auf uns zu, weil es in Deutschland solche Modelle noch nicht zu kaufen gab. Oder ein Projekt, das wir schon seit 2018 unterstützen: Die Teddyklinik der JLU – Hier kommen Kinder vorbei und lernen spielerisch die Abläufe eines Krankenhausbesuchs kennen. Wir haben Geräte wie ein Röntgengerät und ein EKG für die Teddyklinik gebaut und ganz zu Beginn des Makerspace haben wir Teddy-Organe hergestellt, die immer noch im Einsatz sind.